Anarchafeminismus? Queerfeminismus? Fetzt!

Selbstverständnis des Queer- & Anarchafeminismus-Projekts der Stella Nigra

Unsere erste Aktion in diesem Kontext: Die Hexenküche (19.-20.10.2019).

Wir Anarchist*innen der Stella Nigra haben den Anspruch, ein anarchafeministisches Kollektiv zu sein, in dem Gleichberechtigung aller Menschen unabhängig von sozial konstruiertem Geschlecht, körperlichen Merkmalen, Herkunft, Staatsbürger*innenschaft, Klasse, Alter und Sexualität gilt.

Unter Anarchafeminismus verstehen wir sowohl die theoretische als auch die praktische Arbeit gegen das Patriarchat, also gegen die immer noch vorherrschende Unterdrückung von allen nicht cis-männlichen Personen im gesellschaftlichen, ökonomischen, privaten und politischen Kontext. In diesem Herrschaftsverhältnis besteht eine Vielfältigkeit an Unterdrückung, sodass Betroffene gleich aus mehreren Gründen (wie sozial konstruiertes Geschlecht, Herkunft, etc., s.o.) marginalisiert werden können.

Darüber hinaus geht es uns aber nicht darum, uns als Frauen, Lesben, Intersexuelle, Transgender, Agender und Non-Binary Personen (im Folgenden FLITAN*) im bestehenden kapitalistischen System zu emanzipieren und uns individuell eine bessere Position zu erkämpfen, sondern wir Anarchist*innen lehnen jede Form von Herrschaft ab und sind davon überzeugt, dass, mit den Worten Carol Hanischs, es keine persönlichen Lösungen gibt, sondern nur eine kollektive Aktion für eine kollektive Lösung2;3. Das bedeutet, neben Emanzipation auf gesellschaftlicher Ebene auch gemeinsamen -und eben nicht cis-männlich dominierten- Klassenkampf zu betreiben, um auf diese Art feministische und anarchistische Ansätze zu vereinen und zu verbreiten. Ein Beispiel dafür liefert etwa der Aktivismus der libertären feministischen Organisation La Alzada in Chile4.

Ein konsequenter Anarchismus bedingt Feminismus unserer Analyse nach. Somit ist der Anarchafeminismus eine Erweiterung des herkömmlichen Feminismus, welcher nur eine spezifische Form von Herrschaft (über FLITAN*) ablehnt, da er weitere Kämpfe und gesellschaftliche Herrschaftsstrukturen miteinbezieht. Es reicht also nicht aus, nur kapitalistische Herrschaft abzuschaffen, ohne unseren patriarchalen Heterosexismus zu reflektieren, oder aber nur gegen Sexismus und Unterdrückung von FLITAN* zu kämpfen, ohne ökonomische Ausbeutung und den Staat als repressiven Akteur anzugreifen. Es muss gegen all diese etablierten Formen von Herrschaft und Unterdrückung gekämpft werden, um ein freies Leben für alle Menschen zu ermöglichen.

Aus dem Bewusstsein heraus, dass wir in patriarchalen und oftmals antifeministischen Strukturen sozialisiert sind, beschäftigen wir uns damit, diesem Anspruch innerhalb und außerhalb des Kollektivs gerecht zu werden. Es ist uns ein Anliegen, die anarchafeministischen Ideale gemeinsam zu erreichen, zugleich aber auch dafür zu sorgen, dass marginalisierte Personen Solidarität und einen geschützteren Raum erfahren. Daher starten wir unser dauerhaftes queerfeministisches Projekt am Samstag, den 19.10. mit einer „Hexenküche“ zum Thema „Hierarchiefrei und basisdemokratisch organisierte Feministische Friedenscamps im Hunsrück“ und Sonntag, den 20.10. mit der Vorführung des Films „Commander Arian“, der die Kämpfe der Frauen in Rojava (Nordsyrien) thematisiert. Desweiteren werden auch regelmäßige FLITAN*-Treffen stattfinden, mit interessantem Input und der Möglichkeit zum freien Austausch – Infos dazu folgen. thematisiert. Desweiteren werden auch regelmäßige FLITAN*-Treffen stattfinden, mit interessantem Input und der Möglichkeit zum freien Austausch – Infos dazu folgen.

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Fußnoten

2 Carol Hanisch, “The Personal is Political,” Notes from the Second Year: Women’s Liberation (New York: Radical Feminism, 1970)
3 Black Rose Fed. p.25: La Alzada unterscheidet sich insofern grundlegend von anderen feministischen Gruppen, dass eine Mitgliedschaft ein bestimmtes Maß an politischer Aktivität voraussetzt. Ein militantes Alzada-Mitglied mischt sich in die Angelegenheiten von Frauen der Arbeiter*innenklasse und der Studierendenbewegung ein und treibt politische Interventionen der anarchistischen und feministischen Szene an. Die Mitgliedschaft steht allen offen – auch Kämpfende werden ermutigt, die sich selbst als männlich identifizieren.
4 2014 beteiligte sich La Alzada bei einem Streik von Hafenarbeiter*innen, bei dem fast alle Beteiligten männlich waren. Dies brachte ihnen Kritik einiger Feminist*innen, ein, aber La Alzada entgegnete, dass es wich tig sei, bei großen Arbeitskämpfen Präsenz zu zeigen. So bot sich Ihnen die Gelegenheit, mit den Arbeiter*innen ins Gespräch über feministische Themen zu kommen und sich gleichzeitig solidarisch zu zeigen. Die Gruppe betrachtet diese Art der Aktion als Aufbau einer feministischen Gewerkschaftsarbeit, die parallel auch die feministische, anarchistische und Arbeiter*innen bewegung kritisiert.

Ergänzend: