Liebe Menschen!
wir alle stehen hier, um unser Veto auszusprechen gegen das unerträgliche Ergebnis der Kohlekommission, die einen Kohleausstieg bis 2038 anpeilt, aber keine konkreten Umsetzungen festgelegt hat. Es ist ermutigend zu sehen, wie viele von euch dem Aufruf zur heutigen Demo im Zuge der Ende-Gelände-Aktionswoche gefolgt sind!
In 14 Städten bundesweit gehen diese Woche Menschen deshalb auf die Straße. Weitere werden folgen.
Andere besetzten Kohlebagger in der Lausitz, bauten darauf eine niedliche Schnee-Eule, um Solidarität mit der seit Monaten eingesperrten Hambi-Aktivistin Eule zu zeigen und wurden dafür dann ebenfalls eingeknastet. Von den am Montag ursprünglich 23 Aktivist*innen sitzen immer noch 3 in U-Haft. Wir wünschen ihnen alles erdenklich Gute und jede Menge Power.
Warum ist es so wichtig jetzt Widerstand zu leisten?
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hat die Lage beim UN-Klimagipfel Ende letzten Jahres auf den Punkt gebracht:
“We cannot solve a crisis without treating it as a crisis…if solutions within the system are so impossible to find, then maybe we should change the system itself. „¹
Was sie damit meint ist: wir befinden uns in einer Krise, die dringend gelöst werden muss, aber im jetzigen System gibt es dazu keine Möglichkeit.
Wir sagen: Das jetzige Sytem ist die Krise. Im Kapitalismus zählen die wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen immer mehr als Nachhaltigkeit oder Umweltschutz. Auch das körperliche oder seelische Wohlergehen der Menschen wird im Streben nach Profit und Wachstum nur so weit berücksichtigt, wie es zum Erhalt ihrer Arbeitskraft beiträgt. Weltweit heizt der Kapitalismus den Klimawandel an. Im Bedarf nach immer neuen Energiequellen werden tonnenweise fossile Brennstoffe aus dem Boden geholt und in die Atmosphäre geblasen. Die Abholzung ganzer Regenwälder für Anbauflächen und Weideland vernichtet zusätzlich die Möglichkeit, den Co2 Austoß noch irgendwie aufzufangen. Dieses Wirtschaftssystem geht Zeit seines Bestehens über Leichen.
Aber die vergangenen vier Jahre waren weltweit die vier heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Wenn die globale Erwärmung 2 Grad übersteigt, schätzt die Weltbank, werden 143 Millionen Menschen die Flucht ergreifen müssen. Der steigende Meeresspiegel, Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren sorgen bereits heute dafür, dass Menschen fliehen. Menschen, die im Mittelmeer ertrinken, vor den umzäunten Grenzen Europas umkommen, und wenn sie die Flucht doch überleben, in Isolationslager gesteckt werden, etwa in deutsche Ankerzentren. Die Nationen, die den größten Anteil am Klimawandel haben, schotten sich vor ihrer Verantwortung ab. Eine davon ist dieser Staat.
Es heißt wir leben in einer Demokratie, aber können wir wirklich überall mitentscheiden? Geben wir dieses Recht nicht spätestens jeden Morgen an der Tür zur Arbeit ab? Oder habt ihr schonmal eure Chefs wählen dürfen? Braucht es die überhaupt? Und wieso haben Konzerne, Lobbies, Eigentümer*innen von Land und Produktionsmitteln so viel mehr Chancen, die Politik zu bestimmen oder sich im Rechtssystem durchzusetzen? Eine Demokratie, in der wir über den Großteil unseres Lebens nicht mitbestimmen können, ist keine. Und gerade geht es um die Zukunft aller, also, warum wird nicht endlich RWE enteignet, statt der Dörfer an der Kante?
Auch in der Kohlekommission haben sich die Wirtschaftsinteressen durchgesetzt, ein Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung ist noch lange nicht in Sicht.
Die 63% der Bürger*innen die im Januar 2018 angaben², dass sie einen Kohleausstieg innerhalb der nächsten Jahre wollen, sollten also jetzt schleunigst mal auf die Barrikaden gehen!
“Daß es ›so weiter‹ geht, ist die Katastrophe.” Laut dem Bericht des International Panel on Climate Change (IPCC) sind die nächsten zehn Jahre entscheidend, um das 1,5° Ziel noch zu erreichen. Das ist also die Zeit, die uns noch bleibt für den “Griff nach der Notbremse” – für Zucker im Tank, Sand im Getriebe, Ende Gelände!
Und dann?
Ein ökoanarchistischer Ansatz wäre ein nachhaltiger Gegenentwurf zu den vorherrschenden Machtstrukturen.
Wir wollen eine Gesellschaft in der der allgemeine Wohlstand so gleichberechtigt wie möglich an alle verteilt wird, die Häuser denen gehören die drin wohnen und Nationalstaaten ersetzt werden durch Föderationen weitgehend autonomer Orte und Kollektive. Erneuerbare Energien, vor allem Sonne und Wind, bieten Möglichkeiten zum Aufbau von lokalen Energienetzwerken ohne lange Transportwege. Für eine solidarisch-gemeinschaftliche Nutzung ohne Ausbeutung Einzelner oder der Umwelt. Sie sind nur ein Beispiel für Möglichkeiten dezentraler Selbstversorgung, welche zentralen Unternehmen, die klimaschädlich und profitorientriert agieren, ihre Daseinsberechtigung absprechen.
Perspektiven eines anderen, guten Lebens werden an Orten des Widerstands sichtbar. Ein Beispiel für autonomes und nachhaltiges Zusammenleben ist der Hambacher Wald, in dem uns seit Jahren vorgelebt wird, wie Solidarität und Basisdemokratie zu einer handlungsfähigen, unabhängigen und antikapitalistischen Gemeinschaft führen können.
Andere Beispiele sind die Besetzung eines riesigen Areals in Frankreich, um einen Flughafen zu verhindern, in dem direkt mehrere alternative Communities aufgebaut wurden, bekannt als Zone autodefense oder kurz la ZAD, sowie das Camp bei Standing Rock, USA zur Verhinderung der Dakota Access Pipeline.
Wir rufen alle Menschen, denen die Zukunft am Herzen liegt, auf, sich zu organisieren und weitere Freiräume zu schaffen!
Unterstützt die Klimacamps, den Hambi und Ende Gelände. Kommt zum Klimanetz Treffen nächsten Dienstag um 18.00 Uhr im Irminenfreihof.
Und natürlich: Kommt zu uns, zum Anarchistischen Kollektiv * Stella Nigra. Wenn ihr euch näher mit unserer politischer Arbeit beschäftigen wollt – ihr erkennt uns an den schwarzgrün-diagonalen Fahnen – sprecht uns auf oder nach der Demo an!
Zum Abschluß noch eine Frage:
When the climate is under attack – what do we do? → stand up! fight back!
Quellen:
[1]: “You Are Stealing Our Future: Greta Thunberg, 15, Condemns the World’s Inaction on Climate Change”, Democracy Now!, 13 December 2018. (UN-Klimagipfel, Dezember 2018)
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[2]: Umfrage