Gemeinsam mit Genoss*innen anderer Lokalgruppen haben sich einige von uns am 6. Januar an der Gedenkdemonstration für die kurdischen Revolutionär*innen Sakine Cansız (Sehid Sara), Fidan Doğan (Sehid Rojbîn) und Leyla Saylemez (Sehid Ronahî) beteiligt. Die drei Mitglieder der kurdischen Arbeiterpartei PKK wurden am 9. Januar 2013 in Paris vom türkischen Geheimdienst ermordet. Fast genau 10 Jahre später, am 23. Dezember 2022, gab es einen weiteren Anschlag, bei dem erneut drei Kurd*innen ermordet wurden. Somit wird seit dem letzten Jahr auch noch Evîn Goyî, Mehmet Sirin Aydin und Abdurrahman Kizil gedacht. Wir beteiligten uns im internationalistischen Block, gemeinsam mit den Genoss*innen unser Schwesterorganisation Union Communiste Libertaire (UCL).
Nach einer langen Busfahrt kamen wir früh morgens etwas übermüdet in Paris an. Zusammen mit den aus anderen Städten angereisten Mitgliedern unser Föderation machten wir uns auf dem Weg zum Zentrum der UCL, wo wir die Genoss*innen trafen, weitere Aktionsmaterialien einsammelten und einen Einblick bekamen, wohin unsere Organisation noch wachsen kann. Der Austausch ist immer wieder inspirierend und zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Anschließend ging es gemeinsam auf die Demonstration, welche ruhig verlief. Mit unserem Hochtransparent „Frauenbefreiung, Selbstverwaltung / Liberation des Femmes, Autogestion – REVOLUTION“ und vielen antiimperialistischen und kämpferischen Parolen zeigten wir sowohl unsere Solidarität mit dem kurdischen Befreiungskampf, als auch den Wunsch nach Wahrheit und Gerechtigkeit für die kurdischen Freund*innen. Von anarchistischen Demonstrationen eher ungewohnt, aber nicht nur negativ, war die Rolle von aktiven Stimmungsmachern, welche über den gesamten Verlauf der Demonstration hinweg verschiede Parolen gerufen haben.
Diese Solidarität ist auch schon lange Teil unser Arbeiten in der Föderation. Die seit mittlerweile über zehn Jahren andauernde Revolution in Nordostsyrien und die Prozesse in den anderen Gebieten Kurdistans geben uns dabei nicht nur Hoffnung für unsere Kämpfe hier, sondern wir beteiligen uns in vielen Formen auch an der Bewegung hier. Dabei ist zentral, immer wieder die deutsche Komplizenschaft mit dem türkischen Faschismus offen zu legen, anzuprangern und zu bekämpfen. In Deutschland zeigt sich dies insbesondere durch Waffenlieferungen an das faschistoide Erdoğan–Regime, sowie der gezielten anti-kurdischen Repression. Mit Hilfe des Paragraphens 129b werden kurdische Organisierungsprozesse und Aktive für legale Aktivitäten wie der Organisation von Demonstrationen, Tanzkursen und Bussen für Veranstaltungen kriminalisiert. Beispielhaft ist dafür das Verfahren gegen den Genossen Özgür Aydin, der in Koblenz im letzten Mai erstinstantlich zu 5 Jahren Haft verurteilt wurde. Auch das noch laufende Verfahren gegen den Genossen Sabri Ç., welcher in Zusammenarbeit mit den französischen Behörden festgenommen und ausgeliefert wurde, ist Teil dieser Repressionen.
Ein drastisches Beispiel für anti-kurdischen Rassismus in deutschen Behörden ist der Tod von Hogir Alay. Der junge Kurde hatte in Deutschland Asyl beantragt und in der Erstaufnahmeeinrichtung Kusel gelebt. Nachdem er am 11. Oktober 2023 verschwand, wurde seine Leiche erhängt etwa einen Monat später am 4. November aufgefunden, die Ermittlungen wurden bereits eingestellt. Dabei sind noch unzählige Fragen offen: Wo war Hogir in der Zwischenzeit? Warum wurde der Körper erst so spät entdeckt? An der Aufklärung des Falls arbeitet die Initiative Hogir Alay.
Für uns ist klar, sowohl in dem Fall der Anschläge in Paris, als auch der Tod von Hogir Alay, benötigen: Aufklärung und Gerechtigkeit!
In dem Sinne:
Hoch die internationale Solidarität!
Sara, Rojbîn, Ronahî – Jin Jiyan Azadî!